Eine Mama mit Kinderwagen sieht man häufig. Eine laufende Mama mit Kinderwagen dagegen seltener. Was bewegt eine Mama mit Kinderwagen laufen zu gehen? Wie motiviert man sich dazu und worauf sollte man achten?
Im Sommer nutzte ich die warmen Abendstunden für mein Lauftraining, wenn mein Freund vom Arbeiten heim kam und sich um unsere 1,5 jährige Düse kümmern konnte. Allerdings wird es nun schon früher dunkel und ich möchte lieber laufen, solange es hell ist. Daher habe ich beschlossen, den Sport auf den Vormittag zu legen und nehme Töchterchen einfach mit- obwohl ich absolut KEIN Morgenmensch bin. Ein schlafender Koalabär hat mehr Motivation als ich in der Früh.
Aber, was nicht ist, kann ja noch werden- daher mache ich mich einfach zum Morgensportler- ihr könnt euch vorstellen: Kein leichtes Vorhaben! Nachdem Anna- Sophie mir bereits um 7 ihre Lieblingsbücher lachend an den Kopf schmeißt und damit meinen Wachheitsgrad abcheckt, bleibt mir ohnedies nichts anderes übrig, als aufzustehen. Mein Mädchen sorgt mit ihrer guten Laune auch für meine gute Laune- sowas ist fürchterlich ansteckend. Manchmal (wenn sonst keiner zuhört, singen wir sogar Kinderlieder – und das gleich in der Früh (!)- ich weiß nicht was mich da manchmal reitet… also wieso nicht auch mit ihr Laufen gehen?
Nachdem mein Kinderwagen zwar unheimlich geländegängig, aber sauschwer ist, haben wir uns fürs Laufen einen leichten gebrauchten Buggy gekauft.
1/Wie sollte der Jogger ausgestattet sein?
Mir waren folgende Aspekte eines guten Buggys wichtig:
- Handbremse
- so wenig Eigengewicht wie möglich
- Sicherheitsbremse mit Seil, das man um das Handgelenk bindet (bei einem Sturz löst das gespannte Seil die Fußbremse aus)
- große Luftreifen (meine haben 16″)
- verstellbare Rückenlehne
- Getränkehalter für Mami, als auch für Kind
- sehr flexibles Dach als Schutz vor Regen, Sonne und Wind
- Fahrradklingel (kann man extra anbringen, ist aber WIRKLICH sehr praktisch!)
- Ich würde euch empfehlen das Rad vorne zu fixieren
- Super wäre es, wenn die Griffstange verstellbar ist (auf Nabelhöhe)
Falls euch ein neues Teil zu teuer ist, schaut vorbei auf Secondhand- Plattformen. Wir haben für unseren Jogger smarte 80€ hingeblättert und sind sehr happy damit!
2/ Das Tempo:
Wir sprechen hier nicht vom „Laufen“ im gewohnten Sinne, es ist eher joggen. Ok, nennen wir es Traben. Traben mit Pausen, weil Prinzessin mal einen Snack benötigt oder die Trinkflasche über Board fällt- aber nicht gehen!
Hauptsache ihr habt die Möglichkeit Bewegung zu machen, das Kind mit dabei und es macht Spaß. Vom schnelligkeitsorientierten Training kann man sich gerade am Anfang beim Babyjoggen wohl verabschieden. Nichtsdestrotz gibt es durchaus ambitionierte Läufer, die mit dem Wagen ihr Intervalltraining absolvieren. Ihr seht also, alles ist möglich. Bedenkt aber: Der Buggy wiegt mit Kind gute 25kg, auf jeder Steigung fühlt es sich an wie 100kg, obwohl man manche Steigungen mit dem bloßen Auge nicht einmal wahrnimmt- man entwickelt mit der Zeit eine sensiblere Wahrnehmung für Bergaufstrecken. Mein Puls kommt hier nicht selten auf 160 Schläge pro Minute und wenn es zu anstrengend ist, einfach mal gehen dazwischen. Wem möchte man schon etwas beweisen?
Im Schnitt darf das Training gerne 60 Minuten dauern. In diesem Alter finde ich es für ein Kind zumutbar so lange im Kinderwagen zu sitzen.
3/ Welche Tageszeit ist empfehlenswert?
Bei uns hat sich das Training auf den späten Vormittag eingependelt- das liegt meist so gegen halb 11. In dieser Zeit ist „Jausenzeit“, das bedeutet Anna nascht zufrieden ihre Snacks (dafür ist unserer Jogger ideal, weil der Sicherheitsbügel als Tischchen und Getränkehalter verwendet werden kann). Früher schlief sie um die Zeit auch noch regelmäßig ein, heute ist sie wach und legt zwischendurch Wert auf Gespräche („Fluzeug!“, „Baggaa!“, „Busss!“, „Autooo!“- „Mamaaaaaaaaaaa, AUTO!!!“), die ich natürlich erwidern muss. Aber das macht nichts, es soll ihr ja schließlich auch Spaß machen.
4/ Das Kind vor Sonne und Kälte schützen
Je nach Saison ist auf die richtige Kleidung des Kindes zu achten. Lieber eine Decke mehr mit haben, eine dicke Haube, Handschuhe- was auch immer.
Das Kind ist mehr Luftzug ausgesetzt (je nachdem, wie schnell ihr lauft) und das sollte man berücksichtigen.
Die Gefahr des schnellen Auskühlens ist sehr groß! Man darf leider nicht von seinem eigenen Wärmeempfinden ausgehen, weil ihr euch bewegt- das Kind liegt/sitzt nur im Wagen. Im Winter daher verzichten bei zu harter Kälte zu laufen, oder einen Jogger mit Frontschutz wählen. Ein Regenschutz als Kälteschutz wäre hier auch eine alternative Idee, auf die ich dann auch zurückgreifen werde.
5/ Die richtige Lauftechnik
Die Hände müssen nicht permanent auf der Griffstange sein, auf gerade Strecken rennt der Jogger oft ein paar Schritte alleine, das entlastet die Schultern und Arme. Mit dem Sicherheitsband hat man den Jogger immer bestens unter Kontrolle! Ansonsten einfach immer einen Hand auf dem Jogger lassen und rechts/links mal abwechseln. Außerdem ein Pluspunkt: Bei kurvenreichen Strecken werden die schrägen Bauchmuskeln mittrainiert, da bei einem festgestellten Vorderrad der ganze Körper arbeiten muss, um den vorderen Teil anzuheben:)
6/ Die richtige Wahl der Laufstrecke
Es kommt natürlich auch auf Rädergröße an, inwiefern euer Jogger mit Unebenheiten zurecht kommt, allerdings könnt ihr euch viel Energie sparen, wenn ihr sauber aspahltierte und gerade Strecken wählt. Ich bevorzuge Rad- Fußwegkombis, die von Ort zu Ort führen: Sie bieten viel Platz Passanten zu überholen (Stichwort: Radklingel hier verwenden! So ein Babyjogger ist wie ein E- Auto; Man hört euch kaum, wenn ihr von hinter überholt!). Die Passanten sind kaum genervt- weil ihr schon fast als Radfahrer durchgehen könnt. Die Wege sind meist eben, sehr sauber und gut zu befahren. Von einem reinen Radweg direkt auf einer frequentierten Straße würde ich eher abraten, weil, zumindest bei uns, einmal die Kindertrinkflasche am Boden landet und das könnte sonst schlecht ausgehen für die Trinkflasche, euer Zwerg und die Autofahrer wären wohl auch weniger begeistert. Reine Gehwege im städtischen Bereich sind auch ungeeignet, weil Fußgänger oft zurecht die ganze Wegbreite für sich alleine beanspruchen und dann genervt sind, weil sie zur Seite weichen müssen. Zudem erschrecken sich dabei viele- keiner rechnet schließlich damit, dass Mama mit einem Kinderwagen durch die Gegend läuft. Stop- und Go ist auch für den Trainingseffekt sind sehr hilfreich, ihr solltet wirklich die meiste Trainingszeit locker joggen.
7/ Nimm ab und zu den Partner mit
Für sportliche Paare gibt es nun grünes Licht- ich könnt wieder gemeinsam Laufen gehen und benötigt keinen Babysitter! Da wandert ein schiefer Haussegen dann oft wie von selbst wieder in die Horizontale 😉
Es ist also wirklich möglich mit Baby zu trainieren- man muss sich nur einmal die Chance geben es auszuprobieren, auch wenn es anstrengend wird. Aber meist legt sich das nach ein paar Malen und man gewöhnt sich an das Laufen mit Kinderwagen. Also ran an den Jogger 🙂
Außerdem bin ich der Meinung, das die Kiddies die gesunde Form der Ernährung und des Sports von den Eltern mitbekommen und nichts trägt zu einem gesünderen Lifestyle bei, wenn man damit aufwächst- seid ein Vorbild!