Vor einem Monat habe ich darüber berichtet, dass ich 30 Tage auf Kuhmilchprodukte verzichten möchte. Gründe dafür gab es mehrere, das wichtigste war, dass sich die Haut meiner kleinen Tochter primär verbessern sollte. Da ich stille, nimmt sie über die Muttermilch jene Lebensmittel auf, die ich konsumiere. Außerdem war es mir wichtig Kuhmilchprodukte wegzulassen, um die winterlichen Verkühlungssymptome (lästiges chronisches Naserinnen) loszuwerden. Angeblich wirken sich diese verschleimend auf die Atemwege aus.
Hier mein Ergebnis:
Also, ich muss schon zugeben, ich bin ja wirklich froh, weder Lebensmittelallergiker, noch Vegetarier oder gar Veganer zu sein. Unser Markt und unsere Kultur sind nicht wirklich bereit für anspruchsvolle Ernährungsformen. Ein Blick in die Speisekarten verrät uns, wenn du kein Fleisch und keine Milchprodukte isst, wirst du verhungern! Wir Österreicher sind ein waschechtes Milch- und Fleischesser- Volk! Angebraten wird hauptsächlich mit Butter, serviert wird mit Schlagobershäubchen und als Nachspeise gibt es Topfenstrudel mit Vanillecreme. Als Milchverweigerer hat man oft ein größeres Problem, als ein Vegetarier, der nur auf Fleisch verzichtet. Milch, Milch, Milch soweit das Auge reicht.
Oftmals endet Essen in einem Restaurant so recht verzweifelnd, für den Kellner, als auch für mich, weil ich den armen Herrn nerve, und im Endeffekt der Gaumen minder befriedigt wurde. Die Milch alleine ist es ja auch nicht, es ist auch die Butter, mit der viel gebacken und gebraten wird. Butter findet ihr auch in Grießnockerl- für mich gab es daher leere Suppe ohne Einlage. Auch Frittaten enthalten Milch. Der Käse auf dem Gratingericht , die Puddingfülle in der Nachspeise, ich verhungere neben meinem Freund, der sich genüsslich den Bauch vollschlägt. Kaffee Latte zur Nachspeise mit Sojamilch? „Pardon, haben wir nicht…“, ok, ich bleib beim Wasser…Ich rufe mir in Erinnerung, dass ich es hauptsächlich für meine Tochter mache!
Positiv zu erwähnen, es gibt mittlerweile schon sehr viele Lokale, die ihre Speisen mit „Vegan“ kennzeichnen und bei aufdrängenden Fragen „ist das drinnen? wie habe ihr das zubereitet?“ sehr verständnisvoll reagieren. Ich habe mich versucht an „vegan“ gekennzeichnete Produkte zu halten, weil manchmal nicht ganz klar ist, dass Butter auch aus Milch besteht. Ich mache dem freundlichen Dienstleistern aber keine Vorwürfe.
Was habe ich nun aus meinem milchfreien Monat gelernt?
Leider hat sich weder das Hautbild meiner Tochter, noch mein Hautbild gebessert (was ein schöner Nebeneffekt gewesen wäre). Allerdings hat sich meine Rotznase vertschüsst und ich fühle mich deutlich freier beim Atmen. Daher werde ich auch weiter meinen Milchkonsum stark reduzieren und bei Kaffee weiterhin auf pflanzliche Alternativen zurückgreifen. Auch daheim werde ich keine Milchprodukte mehr kaufen, dafür werde ich draußen in der Milch- und Fleischwelt keine großartigen Szenarien mehr veranstalten, weil es für mich der einfachste (faulste) Weg ist. Außerdem kann ich mir einfach nicht vorstellen, nie wieder Käsenockerl zu essen und als Nachspeise auf Mohr im Hemd zu verzichten (die wenigen Male, die ich dazu komme, werden auch genossen. Punkt.).
Des Weiteren ist mir bewusst geworden, wie sehr unsere Essgewohnheiten von tierischen Produkten abhängig sind. Milch ist quasi überall drin, auch dort wo man es nicht erwarten könnte. Lest einmal die Zutatenlisten! Mich betrifft das zum Glück nur gering, weil ich immer selber koche und auf fertige Ware nicht zurückgreife.
Ich habe mir auch Gedanken darüber gemacht, wie es eigentlich so aussieht am heimischen Milchmarkt. Was müssen unsere Kühe denn eigentlich leisten, um die Bedürfnisse der Österreicher zu befriedigen?
Egal in welchen Supermarkt man geht, man findet immer ein langes Kühlregal an Milchprodukten, also darunter Joghurt (mit unglaublich viel Geschmacks- und Farbrichtungen- wer zum Kuckuck braucht sowas?), Creme freche, Topfen-/cremen, Butter (Butter gemischt mit Margarine, mit Salz, mit ohne allem, mit Joghurt, Sauerrahm, aus Heumilch…), Käse (mit oder ohne Löcher, zum Schmelzen, verschimmelt, zum Streichen,…), Buttermilch, Joghurtdrinks, Aufstriche (wieder in unterschiedlichen Geschmacks- und Farbrichtungen), etc etc und das ganze Sortiment nochmals in „light“- Versionen erhältlich.
Ist das nicht pervers? Wer isst das alles? Wir alle! (mich nicht ausgeschlossen). Mittlerweile sehen wir es als selbstverständlich von einer großen Auswahl an Produkten zu wählen. Wir sollte es nicht als selbstverständlich sehen, sondern darüber nachdenken.
Wie viele Supermärkte gibt es in Österreich, die Milchprodukte anbieten? 5726 Supermärkte. Alter Schwede, und die Kühe sorgen dafür, dass das Regal nie leer wird! In Österreich leben 534.000 Kühe, die Milch geben. Normalerweise gibt eine Kuh für ihr Kalb 8 Liter pro Tag ab. Unsere Hochleistungskühe bringen es pro Tag auf 50 (!) Liter– und das natürlich ohne Kalb. Muttertier und Kalb werden schnell nach der Geburt getrennt und das Kalb wird mit künstlicher Nahrung aufgezogen. Man kann sich vorstellen, dass wir damit unsere Kühe richtig ausnehmen- oftmals auch nicht sehr sanft- Antibiotika, Hormone, künstliche Nahrung etc kommen sehr oft zum Einsatz, weil die Tiere einfach nicht dafür gemacht sind und krank werden. Bei der Milchmenge könnte eine Kuh 60 Kälber aufziehen in ihrem Leben. Ob das moralisch vertretbar ist, sei jedem selbst überlassen. Von der Haltung fange ich nicht zusätzlich an, dazu gibt es zu viele Internetseiten, sie sich permanent wiedersprechen und das würde hier auch den Rahmen sprengen. Am besten reimt sich hier jeder seine eigene Wahrheit zusammen. Vielleicht ist es um Ziegen- und Schafmilchprodukte besser bestellt in Ö, weil die Nachfrage geringer ist, das konnte ich leider nicht herausfinden.
Ich glaube, wir Konsumenten sollten unseren überirdischen Verbrauch überdenken. Brauche ich das wirklich alles, was in meinem Einkaufswagen liegt? Gibt es Alternativen? Die Nachfrage regelt den Markt- brauche ich wirklich künstlich gesüßtes Joghurt mit Smarties? Oder ein Joghurt mit hundert verschiedenen Farbrichtungen? Brauche ich Crème fraîche?
Aber sind milchalternative Produkte wirklich besser? Das erfahrt ihr im nächsten Post 🙂