Mit Unterstützung von Women’s Duathlon habe ich die Möglichkeit erhalten, einen sportspezifischen Leistungscheck durchzuführen. Als Dipl. Fitnesstrainerin waren mir die Tests zur Leistungsbestimmung in der Theorie nicht fremd, allerdings habe ich mich praktisch noch nie durchchecken lassen. Ein Jahr nach Schwangerschaft, acht Monate nach Trainingsstart, zwei Wettbewerben und einem Trainingscamp, habe ich es nun gewagt mich meinen individuellen Werten zu stellen. Der Wahrheit ins Gesicht zu blicken: Wie fit bin ich tatsächlich?
Ich werde versuchen, diesen Artikel so einfach wie möglich zu halten und nicht in komplizierte trainingstheoretische Fachtermini reinzurutschen. Eher möchte ich einen Einblick liefern, wie so ein Test abläuft, welche Ergebnisse man erhält und dass man davor keine Scheu haben braucht.
Mein fachlich kompetenter Betreuer und Sportwissenschafter Mag. Stephan Werner hat mich sehr gut beraten und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Seine sehr moderne und gemütlich eingerichtete Ordination findet ihr in Wien:
Nach einem Anamnesegespräch ging es auch schon direkt aufs Laufband- wobei auch die Möglichkeit bestand mit dem eigenen Rennrad diagnostisch ausgewertet zu werden. Aufgrund meines momentanen Trainingspensums mit Laufschuhen, haben wir uns allerdings dazu entschieden, dass das Laufband besser geeignet war.
Was wird eigentlich ausgewertet:
- Puls
- Blutdruck
- Laktatwerte
Was ist Laktat?
Laktat kennt man auch als Milchsäure und wird bei körperlicher Anstrengung gebildet. Es handelt sich eigentlich um eine Schutzfunktion des Körpers: Wenn die Anstrengung für die Muskeln zu groß wird und Gefahr droht, dass Muskeln reißen oder verletzt werden, sorgt die Milchsäure dafür, dass wir „sauer“ werden: Die Muskeln fangen an zu brennen, es folgt Übelkeit, Taubheitsgefühl in der betroffenen Muskulatur, Kreislaufschwäche etc. Unser Körper zwingt uns quasi in die Knie, um sich selbst zu schützen. Je nachdem wie fit du bist, wird mehr oder weniger Laktat ausgeschüttet. Aus den Werten (Laktatkonzentration im Blut) werden schlussendlich dann die individuellen Trainingsschwellen ermittelt, die man mithilfe eines Pulsgurtes zuhause trainieren kann.
Anmerkung: Solche Leistungstest heißen auch nicht umsonst LEISTUNGStest: Man wird mithilfe eines Ergometers oder Laufbandes an die körperlichen Grenzen geführt, um die Werte im Extremzustand zu ermitteln.
Ich habe also gewusst, dass es schweißtreibend wird- und ich freute mich darauf (auch wenn ich sehr nervös war).
Der Test:
Angekommen auf dem Laufband erhielt ich gleich mal: 2 Brustgurte umgeschnallt, die meine Herzaktivität messen. Außerdem durfte ich Blut abgeben mittels Nadelstich am Ohr, weil es nur so möglich war die Laktatwerte zu messen.
Mithilfe einer betäubenden Creme auf mein rechtes Ohr, war der Nadelstich kaum spürbar.
Startend mit lockeren 6km/h lief ich drei Minuten. Nach drei Minuten, wurde abermals ein Tropfen Blut abgezapft, danach wurde die Geschwindigkeit um 1 km/h gesteigert und ich lief wieder drei Minuten. Anfangs dachte ich mir noch, easy- das läuft ja wie geschmiert, aber es wurde immer flotter. Bei 10km/h war ich auf meiner absoluten Wohlfühl- und Trainingsgeschwindigkeit angekommen. Mit 11km/h war es noch anstrengender und das gute Gefühl flüchtete langsam. Der Puls stieg, der Schweiß rannte dahin. Nach 12km/h war ich auch mental zu meiner Grenze gekommen und ich gab meinem Kopf keine Chance die 13km/h drei Minuten lang durchzuziehen. Dank der mentalen Unterstützung meines Freundes (der sich auch um unsere Tochter kümmerte, der sagte: „Willst du jetzt schon aufgeben?“- er weiß, wie er mich motiviert… ;), habe ich die 13km/h tatsächlich durchgehalten, ich merkte allerdings schon, wie mein Magen langsam zu brennen anfing, und sich schwarze Flecken vor meinen Augen bildeten- der Schweiß stieß mir aus allen Poren, die Luft wurde immer dünner, …noch eine Minute…, nein! Ich hatte eigentlich keine Lust mehr, … noch 40 Sekunden…. „Los! Nachher wirst du dich ärgern, wenn du aufgegeben hast!“… noch 20 Sekunden, „atmen, atmen, …“ Noch 10 Sekunden, Puls bei 178 Schlägen pro Minute,…. Noch 5 Sekunden… Endlich geschafft!!! LUFT!!! Der letzte Pieks im Ohr, einmal Blutdruck messen: 120/70 und langsam bei 5km/h ausgehen. Ich freute mich auf die Dusche!
Stephan war mit den Ergebnissen sehr zufrieden: Eine solide Leistung, auf der man gut aufbauen kann:
Mein Laktat ist also nicht wie erwartet gleich in den Himmel geschossen, sondern hat sich langsam, in Form einer schönen Kurve gesteigert- so sollte es sein.
Auch meine flotte Erholungszeit wirkt sich positiv auf eine schnelle Regeneration aus (was nun wohl heißt, ich soll öfter trainieren ;)).
Mithilfe dieser Werte, konnten auch meine individuellen Schätzzeiten bezüglich 5km, 10km und 21km– Läufe ermittelt werden: Voll ins Schwarze getroffen:
Tatsächlich stimmten die aktuellen Wettkampfzeiten mit den Zeiten überein (bis auf den Halbmarathon, den ich vor einem Monat mit 2:11 finishte.)
Ich möchte nicht auf die Bedeutung der individuellen Pulswerte eingehen, und ich bin sehr froh, dass mit Stephan zusätzlich individuelle Trainingsempfehlungen ausgesprochen hat, um mein Ziel für Herbst zu erreichen: Den Halbmarathon in 2 Stunden zu schaffen.
Wer sollte so einen Leistungstest machen:
Der Test ist sowohl für fortgeschrittene Sportler, als auch für Anfänger geeignet. Ich würde sogar fast behaupten, dass er für Anfänger noch wertvoller ist, also für Fortgeschrittene. Als „Profi“ entwickelt man schon ein ganz gutes Gefühl, wie „fit“ man ist, und was man sich zutraut.
Ein Anfänger erhält so die individuellen Werte, die ihm dabei helfen schnelle Ergebnisse zu erzielen und motiviert zu bleiben.
Von meiner Sicht kann ich auf jeden Fall behaupten: ich fühle mich nun noch motivierter als zuvor! Stephan empfahl mir allerdings, dass ich auf jeden Fall meine Grundausdauer optimieren sollte, das heißt- eine Einheit im Ausmaß von 60-90 Minuten bei niedriger Intensität. Das macht mich auf Dauer schneller und stärker, auch wenn die ersten Erfolge sich nach 6-8 Wochen erst bemerkbar machen werden. Mithilfe von „Nüchternsport“ ist es zum Beispiel möglich im pulsniedrigen Bereich zu bleiben. Außerdem müsste ich meinen Eisenwert noch etwas pflegen, der entspricht zwar dee Norm, aber könnte durchaus höher sein- in process!
Eine Auswertung kostet übrigens 110€ und sollte alle sechs Monate wiederholt werden. Außerdem bietet Stephan zusätzlich die Möglichkeit an Trainingskonzepte zu erarbeiten, die Körperzusammensetzung zu messen, Eisenwerte zu kontrollieren, und und und … 🙂 also schaut vorbei auf www.wesports.at!