Offensichtlich gehört es mittlerweile zum O-Ton unserer Gesellschaft, Studien als Argumentationsbasis für jeden Pups heranzuziehen. Das finde ich sehr schade, weil es mir das Gefühl vermittelt, dass keiner mehr mit Hausverstand mitdenkt und sich jeder Experte nennt, der Studien liest. Um ehrlich zu sein, ist die Studien- und Medienwelt so vielfältig und intransparent, dass du dir alle Antworten auf deine Fragen aussuchen kannst. Wenn du eine bestimmte Antwort suchst, wirst du sie finden.
Als Beispiel: ich bin auf der Suche, ob Schokolade schädlich ist und werde HIER[1] bei diesem Artikel fündig: „Krebsgefahr! So giftig ist Schokolade!“ Was keiner vermutet, es geht bei den Untersuchungen nicht um Schokolade selbst, sondern das darin enthaltene raffinierte Palmöl. Die darin enthaltene Transfette sind ohne Zweifel krebserregend. Und schnell wird behauptet: Achtung, Schokolade ist ja giftig, weil Studien sagen dass…Die wenigsten sehen sich die verlinkte Studie genauer an. In diesem Artikel[2] wird Schokolade als Suchtgift beschrieben, mit den Hinweis auf irgendeine Studie, die aber leider nicht verlinkt wurde. Hier werden Behauptungen aufgestellt, ohne Referenzen. Der Artikel dürfte aus dem Jahr 2005 stammen und ist bei meiner Recherche als erstes aufgepoppt bei Google. Google bewertet Artikel u.a. nicht nach Qualifikation und Kompetenz, sondern nach Klicks!
Anderes Beispiel: Schokolade ist gesund: Neuste Studie! Schokolade wirkt entzündungshemmend, stressvorbeugend, etc.[3] Die enthaltenen Flavonide wirken antioxidativ – Schokolade, das neue Superfood!
Ich möchte euch ans Herz legen, nicht immer alles zu glauben, nur weil der Titel fesselnd wirkt und jemand mit Studien um sich wirft. Die wenigstens lesen Studien wirklich genau, haben aber selbst nicht den fachlichen Background, um diese komplett objektiv zu beurteilen. Die Wissenschaft selbst ist recht fortgeschritten, dennoch a) nicht allwissend und b) niemals zu 100% objektiv (oft abhängig vom Sponsor). Die Teilnehmer von Studien sind oft unterschiedliche Anzahlen von Geschlechtern, auf unterschiedlich hormoneller Basis oder Genetik. Oder die Versuche werden mit Tieren durchgeführt, die einen anderen Stoffwechsel haben. Das nur mal vorab, was ich von dieser ganzen Studiendiskussion halte. Grundsätzlich finde ich Studien super, aber nicht jeder kann sich richtig interpretieren. Man sollte manchen Studien auch nicht für bare Münze nehmen und pauschale Aussagen daraus ziehen. Am besten mehrere Studien miteinander vergleichen und den „Trend“ der Ergebnisse als Fazit herausnehmen.
[1] http://www.news.de/gesundheit/855675567/krebserregende-stoffe-in-schokolade-margarine-tuetensuppen-gefunden-studie-von-greenpeace-hohe-werte-von-3-mcpd-und-glycidyl-ester/1/
[2] http://www.kuh.at/Kuhrier/Wissenschaft/Schokolade-ist-legales-Suchtgift
[3] https://news.llu.edu/for-journalists/press-releases/new-studies-show-dark-chocolate-consumption-reduces-stress-and-inflammation-while-improving-memory-immunity-and-mood